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Interview mit dem jungen Erfinder Manuel Marsch





www:Wann hast Du mit dem Erfinden angefangen?
MM:Ich habe schon als Jugendlicher begonnen, die unterschiedlichsten Dinge auszuprobieren. Mit 14 faszinierte mich der immer mehr aufkommende Computer, so daß das Erfinden in der Hintergrund trat. Mit Anfang 20 flammte dann die Leidenschaft für das Erfinden wieder auf als ich mich immer wieder über Dinge des Alltags geärgert hatte und diese verbessern wollte. Dank meines damals gerade begonnenen BWL-Studiums habe ich etwas von gewerblichen Schutzrechten und Patenten erfahren und mit dem „richtigen Erfinden“ begonnen.

www:Was meinst Du mit dem „richtigen Erfinden“?
MM:Es erzählen jeden Tag eine Menge Leute, das viele Dinge auf dieser Welt verbesserungswürdig wären, aber dabei bleibt es dann zumeist, auch wenn sich diese Menschen über Jahre hinweg über die gleichen Sachen aufregen. Doch hier beginnt der „richtige Erfindungsprozess“, nämlich mit einer Idee oder einem zu lösenden Problem. Der Erfinder entwickelt hierfür eine Lösung und damit beginnt erst die eigentliche Arbeit. Es ist abzuklären, ob die gefundene Lösung wirklich neu ist, denn nur dann gilt sie als Erfindung und kann beim Patentamt angemeldet werden. Allerdings ist dies keine Garantie, dass man das Patent auch erteilt bekommt.

www:Was war Deine erste Erfindung?
Mm:Im Kindesalter habe ich mich bereits mit allerlei praktischen Dingen des Haushalts beschäftigt. Mein erstes Gebrauchmuster habe ich mit 23 angemeldet. Dabei handelt es sich um eine für das Tippen von SMS optimierte Telefontastatur. Wie ich heute weis, stellt dies jedoch nur ein unzureichendes Schutzrecht dar.

www:Warum ist Dir ein gewerbliches Schutzrecht so wichtig?
MM:Wir befinden uns nunmal im wirtschaftlich knallharten Deutschland, d.h. ohne ein rechtsbeständiges eigenes Schutzrecht sollte man weder über seine Erfindung reden noch anfangen, sie zu produzieren. Sonst passieren genau zwei Fälle: Entweder jemand „klaut" einem die Idee, wird damit reich und man selbst verdient dabei keinen Cent. Dies kam in der Vergangenheit schon mehrfach vor. Oder jemand anderes hat bereits ein sehr ähnliches Schutzrecht und verbietet einem das Verwenden der potentiellen eigenen Erfindung.

www:Puh, das klingt aber reichlich kompliziert?
MM:Ist es leider auch, da man sich folgendes vorstellen muss: In großen Konzernen werden heutzutage Tausende von Leuten beschäftigt, die sich ständig neue Dinge ausdenken, die dann zur Sicherheit zum Patent angemeldet werden, obwohl vielleicht nur 1% oder weniger davon wirklich ein Erfolg werden. Ferner werden diese Konzerne durch große Anwaltskanzleien unterstützt, die die Patentanmeldungen durchführen, aber auch die Konkurrenz und den Markt beobachten und bei Patentverstößen gegen diese Vorgehen und dabei noch unglaubliche Summen verdienen.

www:Hat man denn da als kleiner Erfinder überhaupt noch eine Chance?
MM:Es ist schwierig, aber es geht aufgrund der Tatsache, dass man Kreativität und gute Ideen nicht immer erzwingen kann. Stelle Dir zehn Ingenieure vor, alle mit einem hohen Studienabschluss in einem speziellen Fachbereich. Sie sitzen an einem Tisch und brüten über einem Problem. Sie werden sicherlich eine Lösung dafür finden, aber oftmals ist es keine geniale Lösung. Stößt dagegen ein Aussenstehender auf dieses Problem und beschäftigt sich mit seinem Instinkt damit, so ist die Lösung, die er findet, möglicherweise eine komplett andere, aber oftmals ein richtiger Erfolg.

www:… d.h. Du verkaufst diese geniale Lösung dann einem solchen Konzern?
MM:Eigentlich ist dies die einzige Chance, die man als kleiner Erfinder hat. Allerdings ist dieser Weg auch extrem schwierig, denn an die Geschäftsleitung kommt man selten direkt heran und ein in einem solchen Konzern angestellter Ingenieur wird den externen Erfinder kaum unterstützen. Wie soll er seinem Chef erklären, dass er selbst als langjähriger Fachmann nicht auf eine, oftmals einfache, und geniale Lösung kam. Dies ist jedoch leider typisch Deutsch. Im Ausland würde man dem Erfinder einen Arbeitsvertrag und nicht – wie hier- ein standardisiertes Ablehnungsschreiben ohne Namen und Unterschrift schicken!

www:Was erfindest Du im Moment?
MM:Da die oberste Maxime für Erfinder lautet, "erst ein Schutzrecht erwirken und dann darüber reden", muss ich allgemein bleiben. Es sind Lösungen für unterschiedliche Bereiche, wie praktische Helfer im Haushalt, Verbesserungen von Kommunikationsgeräten und von Teilen aus der Automobiltechnik. Mein Motto dazu lautet: „Es muss dem Menschen nutzen, damit er es kauft und nicht nur einfach zum Kaufen hergestellt werden."

www:Hast Du eigentlich andere Erfinder als Vorbilder?
MmNaja, es wäre schön, so viele Dinge zu erfinden wie der vermeintliche Erfinder der Glühlampe Thomas Alva Edison, der mit 1093 Patenten die Statistik anführt. Wobei auch der deutsche Arthur Fischer mit über 1000 Anmeldungen nicht schlecht im Rennen liegt. Aber ich halte es mehr mit „Klasse statt Masse“. Also lieber einmal einen richtigen Erfolg wie Art Fry 1974, der die millionenfach jeden Tag verwendeten Post-It-Klebezettel erfunden hat, weil ihm die eingelegten Lesezeichen aus seinem Gesangbuch in der Kirche immer herausfielen. Doch leider kennen ihn die wenigsten Menschen. Er wurde weder berühmt noch reich, da er nur einfacher Angestellter beim Konzern 3M war.

www:Kannst Du vom Erfinden leben?
MM:Auch wenn ich mich in letzter Zeit immer intensiver mit dem Thema auseinandersetze, so habe ich doch noch eine andere Tätigkeit, mit der ich meinen Lebensunterhalt verdiene. Erfinden ist zunächst teuer. Man braucht Zeit, teilweise teure Apparaturen oder Materialien um mögliche Lösungen auszuprobieren und schließlich Geld für den Patentanwalt und amtliche Gebühren. Deswegen muss man schon genau überlegen, welche Idee man versucht, real werden zu lassen oder einfach nur einen guten Sponsor haben.

www:Gibt es denn hierzu in Deutschland keine Unterstützung oder Förderprogramme?
MM:Ja, es gibt eine Unmenge von regionalen, deutschen und europäischen Förderprogrammen, so dass man eigentlich einen Spezialisten braucht, um das richtige zu finden. Das Problem hierbei ist folgendes: Bevor die Erfindung nicht zum Patent angemeldet ist, darf man ja nicht über seine Idee reden. Demzufolge kann man keinen Förderantrag stellen, denn dabei müßte man die Erfindung genau beschreiben. Was sollte man also in den Förderantrag hinein schreiben? Und wenn man wartet, bis die Erfindung bereits fix und fertig ist, gibt es eigentlich nichts mehr zu fördern. Und das ist schade, denn es gibt zur Zeit genug Fördermöglichkeiten für Gebäude, Maschinen, Arbeitsplätze, usw.. Jedoch kann der multibegabte Erfinder nicht für jede Erfindung ein eigenes Unternehmen aus dem Boden stampfen, welches er dann nach Ablauf des Patents nach 20 Jahren wieder schließt. Was man bräuchte, ist ein „Ideen-Fonds“. Wenn also jemand eine Idee hat, fragt er eine bestimmte Menge Geld an, ohne das Vorhaben zu stark zu konkretisieren. Wenn das Patent dann erteilt ist, fliesst die Hälfte der Einnahmen wieder in den Fonds zurück, womit die erfolgreichen die nicht erfolgreichen finanzieren. So etwas gibt es schon im Ausland, aber leider nicht bei uns und internationale Patentanmeldungen für mehrere Zehntausend Euro sind für einzelne Erfinder nicht finanzierbar.

www:Was rätst Du zum Schluss anderen Erfindern?
MM:Es eigentlich immer das Gleiche: Wenn Leute eine Idee haben, sollten sie anfangen, sie auszuarbeiten, dann recherchieren, ob sie neu ist, sie direkt zum Patent (nicht Gebrauchsmuster) anmelden und versuchen, sie zu verkaufen. Damit haben sie es zumindest probiert und lamentieren nicht jahrelang in ihrem Umfeld, was alles zu verbessern sei. Ich kenne Leute, die melden ihre Erfindungen nur beim Patentamt an, um sagen zu können: "Ja, ich war der Erste, der diese Idee hatte". Sie verfolgen damit keine weitere Vermarktung, was ich jedoch für nicht allzu glücklich halte, denn eigentlich sollte es irgendwo auf der Welt immer Platz für gute Ideen geben.

www:Vielen Dank für das informative Interview.



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